Stille Anklage.
Enttäuscht schaust du zu mir hin,
nur ein Schweigen ist für mich drin.
Zarte Worte von Liebe sind gewichen.
Gefühle von Schuld werden beglichen.
Bin schuldig, dass du deine Grenzen verlierst,
und deine Ängste kultivierst.
Bin schuldig, dass sich zeigen deine Wunden,
ohne zu wissen, sie waren nur notdürftig verbunden.
Bin schuldig, dass du spürst deinen eignen Schmerz,
er war schon da, bevor du mich ließest in dein Herz.
Soll mich verantworten, für deine gefühlte Qual.
Es fehlen die Worte, und das zum wiederholten Mal.
Hab nichts zu meiner Verteidigung zu sagen,
und so bleibt mir ein angstvolles hoffen und warten.
Während ich sitz’ auf der Anklagebank der Befindlichkeiten,
und warte auf ein Urteil das du fällst über Unmöglichkeiten.
Da stelle ich plötzlich fest, auch du triffst in meinem Herzen,
alte, ungeheilte Erinnerungen voller Schmerzen.
Auch ich trag meine Verantwortung nicht für mein Leiden,
schiebe alles zu Dir, und auch ich beleg‘ dich mit schweigen.
Auch ich klage dich an, und halte meine Grenzen nicht aufrecht,
pflege meine Ängste, und versorge meine Wunden nur schlecht.
Ich verhalte mich nicht anders als du,
ich tu‘ das Gleiche und geb‘ es erst einmal, nur vor mir selber zu.
Ich sehe unsere verletzten inneren Kinder die nicht reden nur schmollen.
Und ich sehe einen Mann und eine Frau, die sich eigentlich lieben wollen.
© Dagmar Welz
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